Ansichten eines Steins

Die geschichtlichen Daten zur mittelalterlichen Felsenburg Chateau de Fleckenstein sind recht dürftig. 1174 wurde Gottfried von Fleckenstein, der zu einer Familie von Reichsministerialen gehörte, erstmals erwähnt und damit indirekt auch die Burg. Ein Kapitell, das in den Burgtrümmern gefunden wurde, stammt jedoch aus dem frühen 12. Jahrhundert, sodaß feststeht, daß die Burg spätestens damals errichtet worden ist, also mehr als 50 Jahre vor der ersten Erwähnung. Zur Zeit ihrer Erbauung lag die Burg an einer Straße, welche die Kaiserpfalzen der Staufer in Hagenau und Kaiserslautern verband, deshalb kam dem Fleckenstein strategische Bedeutung zu.



1276 belagerte der König Rudolf von Habsburg Heinrich von Fleckenstein, um den von diesem gefangengesetzten Bischof von Speyer, zu befreien. Allerdings ist nicht bekannt, ob die Belagerung die Burg Fleckenstein oder eine andere Burg dieser im Mittelalter weitverzweigten und einflussreichen Familie betraf. Ähnlich bedeutend war das Ministerialengeschlecht von Dahn, das seine Hauptsitze 15 km nördlich hatte. Seine Burg Altdahn wurde 1363 erstmals im Verlaufe einer Fehde mit den Fleckensteinern zerstört.

Im Dreißigjährigen Krieg machten drei Brüder aus dem Rittergeschlecht der Fleckensteiner von sich reden: Gottfried von Fleckenstein-Windeck fiel 1639 bei der Belagerung der Stadt Vesoul, die im Grenzbereich des Elsaß zum Burgund liegt. Sein Bruder GeorgHeinrich wurde General bei den bayerischen Truppen. Der jüngste Bruder, FriedrichWolfgang, trat in französische Dienste und wurde später von Ludwig XIV. zum Maréchal de Camp ernannt. Mit FriedrichWolfgangs Neffen HeinrichJakob starb 1720 der letzte Fleckensteiner.



Zweimal gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Fleckenstein durch französische Truppen eingenommen. 1674 geschah dies unter Marschall de Vauban, ohne daß Widerstand geleistet wurde. 1680 jedoch wurde die Burg unter General Montclar vollständig zerstört. Danach wurde "von Fleckenstein" nur noch als Rechts- und Besitztitel weiterverliehen.

Bis 1890 verfiel die Burg als Ruine. 1898 kam sie unter Denkmalschutz, was 1933 durch den französischen Staat bestätigt wurde. 1960 wurde sie durch das Syndicat d'Initiative de Lembach für Besucher geöffnet, blieb jedoch in Privatbesitz. 1998 kam sie in Besitz der Gemeinde Lembach, die die umliegenden Waldgebiete Thalenberg und Fleckenstein erwarb.

In den 1990er Jahren fanden umfassende Restaurierungsarbeiten zur Sicherung der Mauern und zur Vereinfachung des Zugangs der Kernburg für die Besucher statt. 2002 wurde die Burg mit Unterstützung des Europäischen Fonds für nationale Entwicklung didaktisch-dokumentatorisch aufbereitet und ist seither eine besondere Attraktion für Familien mit Kindern - ob uns dies nun gefällt oder nicht.