Reisen zu Pferd - eine unvergleichliche Art, die Welt hautnah und packend vom Rücken unserer vierbeinigen Freunde aus mit allen den uns gegebenen Sinnen zu erleben, eigene und fremde Grenzen zu
spüren, den Begriff "Entschleunigung" wirklich zu spüren, den Ausstieg aus der großen Welt in die kleine zu begehen, den Weg zum Ziel zu erheben und auf den Spuren der Vergangenheit zu wandeln.
Dies alles "In einem Tempo, dem die Seele folgen kann." wie Herbert Fischer es so treffend formuliert.
"Warum tu ich mir dies immer wieder an? In meinem Alter! Beim nächsten Mal auf die AIDA!" muffelt meine langjährige Reitfreundin Heidi auf jeder unserer gemeinsamen Touren regelmäßig am dritten
Tag. Nie wird sie es lassen! Nie wird sie das erhebende Gefühl vergessen, über die riesigen Weiden im Schwarzwald zu schauen und unsere Pferde neben den Longhorns herandonnern zu sehen. Genau
jetzt habe ich das Trommeln der Hufe noch im Ohr!
Nie wird Manfred, naßgeschwitzt und völlig platt von der zutiefst männlichen Aufgabe, uns alle gesund durch die von mächtigen Stämmen zugefallene Schlucht zu bringen, den Anblick der heimeligen Kälbelescheuer von den Höhenzügen des Schwarzwaldes aus vergessen.
Nie wird Rüdiger, verwegen mit Zweitagesstrümpfen, den duftenden Weg über die wilden Lavendelfelder im rot und lila blühenden Katalonien vergessen.
Nie wird Britta, noch ohne Pepper und völlig arglos, die fantastischen Stunden entlang des frühsommerlichen Rheinhöhenweges vergessen. ... und die doch dann tatsächlich endlichen Pfade vor den Ruinen der Arnsbourg im Abendsonnenschein.
Nie werden Allen und Werni, die englischsächsischen Haudegen, die Erklimmung der weißbesandeten Steilküste an Usedoms Bodden vergessen, geschweige denn unsere Küstengaloppaden in den Morgenstunden.
Nie werde ich die Momente auf den sanften Höhen des Breisgau, die endlos langen und von Kirschblüten gesäumten Wege entlang der Weinberge im Ahrtal vergessen, die trubelige Innenstadt von Saverne
und die Metalltreppe über die Schleuse der Marne. ... ganz wichtig für mich die intimen Momente mit meinem LieblingsGili vor, mitten und durch den Fleckenstein.
Niemals werden wir dies lassen und alle Erinnerungen an körperliche Strapazen, zu streitbaren Mitreitern mutierende Freunde, seit Tagen regennasse, dreckstarrende Wachsklamotten, ekelhaftes Fliegenzeugs, krampferzeugende Lust auf ein frisches Pils, unwirtliche Behausungen, morgendliche dicke Köpfe und abendlichen Muskelkater sind einfach ausgelöscht.
Dana Krimmling